Energie und Information als Medizin

Energie und Information als Medizin: Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen, aber vermeidbar

Je mehr es sich herumspricht, dass zum Heilen einer Krankheit mehr gehört als ein paar besondere biochemische Substanzen und dass es letztlich ja der Mensch ist, der geheilt werden soll und nicht die Krankheit, umso mehr tauchen Begriffe wie „Energie“, „Information“ und „Bewusstsein“ und damit verknüpft auch „Energiemedizin“, „Informationsmedizin“ und „Bewusstseinsmedizin“ auf. Es stellt sich immer mehr heraus, dass Energie für die Heilung benötigt wird, dass reine Information selbst Medizin sein kann und dass Heilung nur stattfinden kann, wenn wir – vor allem als Patienten – unser Bewusst-sein dafür nutzen. Nun kann man aber nicht jeder Information diese heilende Kraft zuschreiben. Nur eine Information, die eine Bedeutung hat, kann als Medizin wirken. Wir müssen also in der Tat zwi-schen bedeutungsfreier und bedeutsamer Information unterscheiden. Und Ähnliches gilt für Energie, denn nicht jede Energie ist heilungsfördernd, und insbesondere gilt das für die Kombination aus Ener-gie und Information. Und auch mit dem Bewusstsein verhält es sich ein bisschen komplexer als zu-nächst gedacht, aber eine Ausprägung der Wirkung des Bewusstseins kennt wohl jeder: den Placebo-Effekt. Wir können uns grundsätzlich gesunddenken. Der Glaube, dass ein Medikament oder ein Ver-fahren günstigen Einfluss auf den Heilungsprozess hat, fördert in der Tat die Genesung, wie Tausende von Beispielen belegen.
Wenn Information Medizin sein kann, kann Information dann auch schaden? Ja natürlich! Information kann in der Tat schaden. Es gibt sogar einen Begriff dafür: Nocebo (das Gegenteil von Placebo). Jeder, der mit einem anderen Menschen in Verbindung tritt, um diesen zu behandeln oder zu heilen, sollte sich der Kraft des Nocebos bewusst sein. Dabei sind es nicht nur Worte, die Nocebo-Wirkung entfalten können, sondern zum Beispiel auch Gesten und Symbole. Wenn Patienten im Anfangsstadium einer Krebserkrankung bereits bei der ersten Konsultation in der onkologischen Praxis mit Sätzen wie „Sie wissen ja, dass Ihr Krebs unheilbar ist“ konfrontiert werden, wird jeder – auch jeder durchaus berech-tigte!!! – Gedanke an Heilung unterbunden. Wenn eine Krankenschwester beim Verbandwechsel an-gesichts der Wunde die Nase hochzieht und den Kopf abwendet, reicht das aus, um im Patienten Angst aufkommen zu lassen, dass mit der Wundheilung etwas nicht stimmt. Aus meiner eigenen Praxis kann ich ein Beispiel für ein nocebo-auslösendes Symbol beitragen: eine rote Karte. Wir verwenden zur Organisation der Sprechstunde Klarsichthüllen für die Patientenakte und Karten mit Farbcodes, um den zu erwartenden Zeitbedarf zu signalisieren. Bis vor ein paar Jahren bedeutete die Farbe Rot, dass ca. 90 Minuten eingeplant waren. Irgendwann sprach eine Patientin eine meiner Mitarbeiterinnen an, ob sie denn ein besonders schwerer Fall sei, weil schon zum zweiten Mal eine rote Karte in der Hülle gelegen habe, und sie habe nun Angst, dass sie nicht heilbar sei. Nun konnten wir das Missverständnis schnell ausräumen, aber wir haben auch die Konsequenzen gezogen: der neue Farbcode für 90 Minu-ten ist seit dieser Zeit ein helles Blau.
Wer als lizensierter Therapeut, als Anwender eines Verfahrens oder als Heiler Information als Medizin einsetzt, sollte entsprechend geschult sein. Das gilt für die „sprechende Medizin“ wie Psychologie, Psychiatrie, Neurolinguistische Programmierung (NLP), Emotional Freedom Techniques (EFT) oder Thought-Field Therapy (TFT) genauso wie für die technische Informationsmedizin. Wir erwarten, dass der Therapeut seine Wortwahl genau überlegt, sich auf die sprachlichen Eigenheiten des Patienten und auf dessen bevorzugten Kommunikationskanal einstellt und dass er sich regelmäßig einer Supervi-sion unterzieht, um Wechselwirkungen mit Patienten und deren Themen zu identifizieren und zu be-arbeiten. Kommt dann noch ein Gerät dazu, dass energiemedizinische Informationen bereitstellt, kommt automatisch eine weitere Fehlerquelle hinzu: die angemessene Interpretation der angebote-nen Information. Allzu oft werden Befund und Diagnose gleichgesetzt, Aussagen auf dem Bildschirm ohne Reflektion für bare Münze gehalten und Auffälligkeiten therapiert, denen bei näherem Hinsehen keinerlei Bedeutung beizumessen gewesen wäre.
Während in der medikamenten-orientierten Medizin Nebenwirkungen meist das Ergebnis biochemi-scher Prozesse aufgrund der Eigenschaften des Präparates sind und damit in Studien darstellbar, muss man Nebenwirkungen in der Informationsmedizin ursächlich eher dem Anwender zusprechen. Sie entziehen sich im Prinzip den klassischen Studien und erfordern deshalb umso mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit des Therapeuten. Als 1. Vorsitzender der DAEMBE plädiere ich deshalb, nicht zuletzt aus ethischen Gründen, für eine fundierte, curriculare und am Ergebnis orientierte Ausbildung in der Energie- und Informationsmedizin, um therapeutischen Wildwuchs und damit unnötiges Patientenleid zu verhindern. Der „Information als Medizin“ wird die Zukunft gehören.

Dr. med. Folker Meißner
1. Vorsitzender der Deutschen Akademie für Energiemedizin und Bioenergetik e.V. (DAEMBE)
folker.meissner@daembe.de
www.daembe.de